Geschichte des evangelischen Friedhofs

Der Zirndorfer Gottesacker

Zur Geschichte des evangelischen Friedhofs (1. Teil bis 1955)


 

Kupferstich Roth
Bildrechte St. Rochus Zirndorf

Die Historie der Zirndorfer Friedhöfe beginnt nicht mit einem Acker am östlichen Rand des Ortes, sondern bereits viel früher. Zunächst wurden die Verstorbenen auf einem Platz bei der Kirche begraben, unter anderem vor dem späteren Kantoratsgebäude. Weil die Bevölkerung immer wieder unter den Feldzügen rivalisierender Truppen litt, hatte man die Kirche zu einer Wehrkirche ausgebaut. Bei Gefahr konnten sich die Einwohner in den Bereich des damaligen Friedhofes zurückziehen. Einen Teil der Wehrmauer kann man heute noch an der Roten Straße sehen.
Während des Dreißigjährigen Krieges starb von Juni bis September 1632, als die Schlacht an der Alten Veste stattfand, mehr als die Hälfte der örtlichen Bevölkerung. Auch anschließend herrschten Hunger, Elend und tödliche Krankheiten. Ob alle Toten in dieser Zeit bei der Kirche begraben werden konnten, ist nicht überliefert.
Vor mehr als einhundert Jahren, als vor der Kirche für das Kriegerdenkmal Erde ausgehoben wurde, fand man menschliche Gebeine. Die „Nordbayerische Zeitung“ berichtete im Juni 1912, dass auch „Holzteile von Särgen und sonstige Teile von Schmucksachen geborgen“ wurden. Einen weiteren Fund meldete die „Allgemeine Rundschau“ im September 1928: Bei Ausschachtungsarbeiten für den Bau eines Transformatorenhäuschens im sogenannten Kantoratsgarten war man auf ein „Massengrab“ gestoßen. „Es wurde eine große Anzahl von Schädeln und Skelettteilen vorgefunden, die vom Fundort nach dem Friedhof an der Nürnberger Straße überführt wurden, woselbst sie wieder der Erde übergeben wurden.“
Das evangelisch-lutherische Pfarramt war von den Bauarbeiten nicht verständigt worden. Es beklagte, dass deshalb wichtige Informationen für die heimatgeschichtlich Forschung nicht ermittelt werden konnten. Die Frage, ob die Funde aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen oder ob sie aus einer späteren Zeit waren, blieb unbeantwortet.
Die Berichte legen nahe, dass bei der Anlage des neuen Friedhofs an der Nürnberger Straße die Toten nicht (vollständig) umgebettet wurden. Man überließ die alten Grabstellen bei der Kirche wahrscheinlich dem Lauf der Zeit und pflanzte die Fläche teilweise an.
Im Dezember 1950 berichtete die Fränkische Tagespost über die Erweiterung des Transformatorenhauses in der Roten Straße. Die Arbeiter stießen wieder auf zahlreiche Totenschädel und Menschenknochen des früheren Friedhofes. „Die Toten liegen aber nicht, wie es bei kirchlichen Begräbnissen üblich ist, von West nach Ost, sondern von Süd nach Nord. Die Ausgrabungen finden in der Nähe des Kantoratsgebäudes statt. Das Gebäude steht auf dem ersten Friedhof, der sich bekanntlich um die ev. Stadtpfarrkirche gruppiert hat. Es besteht die Möglichkeit, daß die Gebeine beim Bau dieses Gebäudes, der 1737 aufgerichtet wurde, in die heutige Fundstelle umgebettet wurden. Noch wahrscheinlicher ist aber die Meinung Sachverständiger, daß diese Knochen im Jahre 1928, beim Bau des ersten Transformatorenhauses, hier untergebracht wurden. Die Umbettung ist deshalb anzunehmen, weil die Toten nicht nur in der verkehrten Richtung, sondern auch nur einen Meter unter der Erde liegen. Die Gebeine sind mindestens über 120 Jahre alt.“

 

Abschiedsrede 1837
Bildrechte https://www.archiv-elkb.de/

Ein neuer Friedhof wurde nötig
Die evangelische Kirche suchte in den 1830er Jahren nach einem Platz, der für weitere Grabstellen geeignet wäre. Der Landwirt Kretschmann hatte einen Acker am östlichen Rand der Zirndorfer Gemeinde, den er zur Verfügung stellen konnte. Die Bebauung war dort zu Ende, die Fabrik von Georg Zimmermann gab es noch nicht. Auch die Häuser in der unteren Nürnberger Straße und in der Bogenstraße entstanden erst später.
Zu welchem Preis der Landwirt die Fläche der Kirchengemeinde überließ, ist nicht bekannt. Am 5. November 1837 wurde der neue Friedhof eingeweiht. Der Volksmund nannte ihn nach dem Vorbesitzer „Kretschmo-Acker“.
Die meisten Leute starben damals zu Hause. Wenn der Arzt den Tod bescheinigt hatte, kam die Leichenfrau vorbei, reinigte die verstorbene Person und zog ihr die von den Angehörigen empfohlene Kleidung an. So sollten die Verwandten, Bekannten und Nachbarn beim Kondolenzbesuch  Abschied nehmen. Der Leichnam wurde mit einem Fuhrwerk zum Friedhof transportiert. Wenn sich die Hinterbliebenen das leisten konnten, bestellten sie einen verschlossenen Wagen mit Vorhängen. Ein Leichenhaus ließ die Marktgemeinde erst im Jahre 1884 errichten. Es bekam die laufende Hausnummer 253, spätere Adresse Nürnberger Straße 41.
Die Grabstellen im neuen Friedhof wurden zügig belegt. Jedes Jahr fanden viele Begräbnisse statt. Die Lebenserwartung lag damals zwischen 35 und 40 Jahren. Nur wenige Menschen wurden wesentlich älter. Die Kindersterblichkeit war hoch, viele Neugeborene lebten nur wenige Tage, Wochen oder Monate.
Während des Deutsch-Französischen Krieges gab es auch in Zirndorf mehrere Verletzte, die ihre Verwundungen nicht überlebt haben. Zeitweise wüteten die Pocken und die Tuberkulose, was zu einer höheren Sterblichkeit führte. Beerdigt wurden auf dem evangelischen Friedhof  Personen jeden Glaubens, nicht nur aus Zirndorf, sondern auch aus den umliegenden Orten.
Anfangs wurden sogar Personen aus Stein sowie Ober- und Unterweihersbuch hier bestattet. Bis in die jüngere Zeit war das auch für die Verstorbenen aus Oberasbach, Anwanden, Rehdorf, Lind, Leichendorf, Wintersdorf und Dambach möglich, bis in die heutige Zeit für Banderbach, Bronnamberg und Weiherhof.
Der Weg zum Friedhof war manchmal beschwerlich, vor allem bei schlechtem Wetter. Der Zirndorfer Marktgemeinderat ließ zwar nach und nach die Hauptstraßen pflastern, die Nürnberger Straße aber zunächst nur vom Marktplatz bis zum Anwesen des Fabrikanten Karl Rohrseitz. Der untere Teil war weiterhin unbefestigt, die Fuhrwerke gruben tiefe Fahrspuren in das Erdreich. Es wurde deshalb gefordert, die Pflasterung bis zum Friedhof fortzusetzen. Die nötigen finanziellen Mittel sollten durch einen Pflasterzoll beschafft werden.
Im Juli 1891 berichtete die „Fürther Volkszeitung“: „Die Leichenzüge sind genöthigt, bei nasser Witterung eine ziemliche Strecke durch den Koth zu waten.“ Kommerzienrat Georg Zimmermann setzte sich dafür ein, dass die Pflasterung bis zum Gasthaus „Stadt Nürnberg“ erfolgen sollte. Damit wäre auch der Zugang zu seinem Anwesen betroffen gewesen, nicht aber der Eingang zum Friedhof. Die ungünstige Situation währte deshalb noch längere Zeit. Erst im Jahre 1910 erfolgte die Pflasterung der Nürnberger Straße bis zur Bibertbrücke.
Wenn Trauergäste mit dem Ablauf der Beerdigung nicht einverstanden waren, schrieben sie auch Leserbriefe an die Presse. In der Lokalzeitung erschien folgende Meldung: „Unter starkem Regen und durchnäßt mußte der ganze Leichenzug eine viertel Stunde warten, bis es dem aufgestellten Meßnergehilfen gefällig war, das Zeichen zur Leiche zu läuten. Alles war darüber aufgebracht. Der Meßner wohnt weit von der Kirche und sieht und hört von den Dingen nichts; solches ist früher nicht vorgekommen. Nach unserer Meinung gehört der Meßner auf seinen Platz, und der Gehilfe in die Nähe, dann kann der Meßner die Aufsicht führen und so etwas nicht vorkommen.“
In der Kirchengemeinde starben vor dem Jahre 1900 zwischen 150 und  180 Personen pro Jahr. Darunter waren auch todgeborene Kinder. Um die Jahrhundertwende sah sich die Verwaltung nach Möglichkeiten zur Erweiterung des Geländes um. Inzwischen war in der Umgebung viel gebaut worden: Wohngebäude und Werkstätten grenzten an den Friedhof.
Die Angrenzer erhoben im Jahre 1902 Einspruch gegen den Antrag der Kirche. Das Königliche Bezirksamt wies die Beschwerden ab und genehmigte die Erweiterung des Friedhofes. Der Marktgemeinderat hatte keine Einwände, gab der Kirchenverwaltung aber den Rat, „in nicht allzu ferner Zeit an die Verlegung des Friedhofs außerhalb des Ortes zu denken.“
Der evangelische Friedhof wurde zunächst nach Osten erweitert. Mit einer Verlegung wollte man sich längere Zeit nicht beschäftigen. Inzwischen wurden Klagen von Friedhofsbesuchern laut. Obwohl ein Wasseranschluss vorhanden war, gab es kein Wasser zum Gießen. Die Kirchenverwaltung wurde aufgefordert, sich darum zu kümmern.
Im Jahre 1915 war das Gießwasser sogar ein Thema im Stadtmagistrat. Anton Emmerling berichtete, dass Angehörige vom Friedhofswärter aufgefordert wurden, pro Jahr 50 Pfennig Entschädigung zu bezahlen. Das hielt er nicht für gerechtfertigt. Stadtsekretär Stettner erklärte, dass der Kirchenverwaltung 20 Pfennig pro Kubikmeter berechnet werden, aber die Stadt für die Klärung der Frage nicht zuständig sei. Man ersuchte jedoch die Friedhofsverwaltung, „den Übelstand zu beseitigen“.
Magistratsrat Seidel wies darauf hin, dass der bisherige Friedhof in absehbarer Zeit nicht mehr genügen würde und man sich deshalb nach einem geeigneten Platz umschauen sollte. Das Gremium hielt das Thema aber noch nicht für spruchreif, weshalb man es vertagte. Außerdem wäre die Frage zwischen der politischen und der Kirchengemeinde zu regeln.
Zwei Jahre später war die Erweiterung des Friedhofes wieder ein Thema im Stadtmagistrat. Die Kirchenverwaltung hatte einen neuen Antrag eingereicht. Die Gemeindevertreter waren der Ansicht, dass dem nicht mehr stattgegeben werden sollte. Die Entscheidung wurde deshalb vertagt.  „Es sei an der Zeit, die Sache jetzt mit Ernst zu betreiben“, schrieb die Lokalzeitung „Allgemeine Rundschau“.
 

Erweiterungsplan 1901
Bildrechte https://www.archiv-elkb.de/

Im März 1918 stellte sich im Stadtmagistrat die Frage, wer eigentlich für die Begräbnisstätten zu sorgen habe: die Kirchenverwaltung oder der Stadtmagistrat. Es wurde beschlossen, die Frage rechtlich klären zu lassen. Die Antwort der Aufsichtsbehörde ist nicht bekannt.
Langsam wurde das Thema dringlich. Die Kirche war der Ansicht, dass „an eine Verlegung des Friedhofes bei den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht gedacht werden kann und dass eine Erweiterung des Friedhofes nach Osten nicht zu vermeiden ist.“ Der Stadtrat war darüber sehr enttäuscht und auch verärgert.
Im November 1920 vereinbarte man eine gemeinschaftliche Sitzung von Kirchenverwaltung und Stadtmagistrat. Bürgermeister Stettner erklärte, dass der jetzige Friedhof nicht ruhig genug wäre neben einer Fabrik, auch einem Tummelplatz für Kinder und in der Nähe eines Festplatzes. Zwar sei  es Aufgabe der Gemeinden für Begräbnisse zu sorgen, die örtliche Situation sollte aber gemeinsam gelöst werden.
Stadtpfarrer Schmerl wies nochmals auf die derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnisse hin. Die Kirchengemeinde sei nicht prinzipiell gegen eine Verlegung des Friedhofes, könne das aber derzeit nicht finanzieren. Man wollte vor Jahren schon einen Platz ausfindig machen, doch während des Krieges war die Sache nicht verfolgt worden.
Die Stadträte plädierten weiterhin für einen neuen Friedhof. Der bisherige könne noch einige Jahrzehnte bestehen bleiben, bis eine vollständige Auflösung möglich wäre. Es solle deshalb weitere Verhandlungen geben, vielleicht könnte die Stadt auch bei der Grundstücksfrage helfen.
Die Kirchenverwaltung beschloss eine Erhöhung der Gräbergebühren zum 1. Januar 1921: „a) für Grabflächen der äußeren Reihen auf die Dauer von 40 Jahren 150 Mark (bisher 40 Mark), b.) für die inneren Reihen auf die Dauer von 40 Jahren 100 Mark (bisher 30 Mark)…“ Die Erhöhung nahm der Stadtrat zur Kenntnis, fordert aber, dass die zusätzlichen Mittel lediglich zur Anlegung eines neuen Friedhofes verwendet werden. Er lehnte die Vergrößerung der derzeitigen Fläche weiterhin ab, jedoch das Bezirksamt genehmigte sie.
Mit der Inflation stiegen auch die Kosten für die Bestattungen ständig. Es wurde beklagt, dass ein Begräbnis inzwischen teurer wäre als eine Hochzeit. Dabei gäbe es doch die Redewendung, dass der Tod das einzige sei, das umsonst wäre. Vergessen hatte man dabei jedoch, dass er das Leben kostet.
Wer einem der beiden Zirndorfer Leichenkassa-Vereine angehörte, hatte entsprechend vorgesorgt. Häufig ein Leben lang waren geringe Beiträge eingezahlt worden, damit die Nachkommen eine ordentliche Beerdigung organisieren konnten. Meist reichten die angesparten Beträge aber nicht aus.
Bei einer „großen Leich“, bei der viele Gäste einzuladen waren, beauftragten begüterte Nachkommen einen Zeremonienmeister. Der kümmerte sich um die Formalitäten, besorgte Papiere im Rathaus, besprach den Ablauf mit Pfarrer, Kantor, Mesner, Friedhofsverwalter und Gärtner. Außerdem organisierte er den „Leichenschmaus“ in einer Gaststätte und legte dabei die Sitzordnung fest.    
In der „Nordbayerischen Zeitung“ wurden im September 1925 die Gebühren für den Totengräber veröffentlicht: „Er erhält für eine Erwachsenenleiche von Zirndorf sieben Mark, für eine Kindsleiche von Zirndorf drei Mark, für eine Erwachsenenleiche von auswärts neun Mark, für eine Kindsleiche von auswärts fünf Mark; wird zeremonieller Dienst beansprucht, so darf er zwei Mark mehr verlangen.“
Der Leichenfuhrdienst wurde von der Stadtverwaltung auf eine bestimmte  Zeit ausgeschrieben. Die örtlichen Fuhrunternehmer konnten sich für die Pacht bewerben. Die Stadt zahlte dafür eine jährliche Pauschale, die Fuhrleute wollten lieber jede Fahrt einzeln bezahlt haben.
Die Anzahl der Sterbefälle sank nach dem Ersten Weltkrieg erheblich. Ohne totgeborene Kinder wurden in den zwanziger Jahren zwischen 50 und 80 Sterbefälle beurkundet. Dabei dürften die bessere medizinische Versorgung und auch die veränderte Ernährung beigetragen haben.

 

Grabbrief 1917
Bildrechte https://www.archiv-elkb.de/

Weiter Forderung nach neuem Friedhof
Die „Fränkische Tagespost“ plädierte im Oktober 1925 erneut für einen neuen Friedhof: „Eingezwängt und umgeben von Fabriken und Wohnhäusern ist unser Friedhof. Uebelriechende und lärmende Betriebe, verkehrsreiche Straßen mit ihrem Getöse, rauben dem Garten der Toten den Frieden… Wer den Friedhof besucht, der empfindet, daß eine Verlegung unbedingt notwendig ist… Die heutigen Zustände müssen verschwinden, je eher, desto besser. Sie sind einer Gemeinde wie Zirndorf nicht mehr würdig.“
Verschiedene Vereine hielten auf dem Friedhof Gedächtnisfeiern ab. Der Frauenverein vom Roten Kreuz lud dazu auch die Bevölkerung ein. An den Gräbern von verstorbenen Gönnern hielten die Pfarrer kurze Ansprachen, Bläser spielten und Chöre sangen passende Lieder. Stadtpfarrer Glenk organisierte die traditionelle Johannisfeier. Damit wurde der „Menschenkinder gedacht, die im letzten Jahr ins Grab gestiegen sind“.
Für Aufregung sorgten vermehrte Diebstähle auf dem Friedhof. Die „Allgemeine Rundschau“ berichtete im April 1926: „Auf unserem Friedhof macht sich seit einiger Zeit wieder ein schamloses Diebesgesindel breit, das in niederträchtiger Weise von den frischbepflanzten Grabhügeln die Rosen und Blumen raubt. Die Friedhofsverwaltung wird alle Mittel ergreifen, diese gott- und pietätlosen Täter ausfindig zu machen und ohne Rücksicht der Strafverfolgung ausliefern. Die Eltern werden gebeten, ihre Kinder ohne Beaufsichtigung nicht in den Friedhof zu lassen, wenn sie sich nicht Unannehmlichkeiten aussetzen wollen.“
Ein Jahr später erinnerte die „Nordbayerische Zeitung“ daran, dass die Gräber gepflegt werden müssen und beklagte erneut Diebstähle: „Fleißige Hände regen sich jetzt wieder auf unserem Friedhof, um den Grabhügel teurer Toten mit Blumen zu schmücken. Da fallen einzelne verwahrloste Grabstätten um so unangenehmer auf. Die Friedhofsverwaltung weist darauf hin, daß sie derartige Gräber auf Kosten des Besitzers richten lassen oder überhaupt einziehen wird. Leider wird auch schon wieder über Diebstähle auf dem Friedhof geklagt. Es sind die elendigen Kreaturen, denen ein Grab nicht mehr heilig ist und die sich aus gemeiner Habgier auf Kosten der Verstorbenen zu bereichern suchen. Die Friedhofswärter sind angewiesen, rücksichtslos jeden zur Anzeige zu bringen, der sich an einem fremden Grab zu schaffen macht, um die Friedhofsverwaltung zahlt jedem eine Belohnung von 10 Mark, der ihr einen Grabschänder meldet, um ihn dem Gericht übergeben zu können.“
Bis zum Jahre 1928 war der Friedhof um weitere Flächen erweitert worden. Die Weihe fand im Juni zusammen mit der Johannisfeier statt. Die „Allgemeine Rundschau“ schrieb: „ Getreu dem alten Brauche, hatten liebende Hände auch heuer wieder die langen Gräberreihen des Friedhofs zum Totengedächtnis am Johannistage geschmückt. Kränze und Sträuße prächtiger Frühlingsblumen, ein duftendes Meer leuchtender Farben belebt die Ruhestätten der Toten, schmückt die stummen Zeugen menschlicher Vergänglichkeit.“
Außerdem informierte sie: „ Der Friedhof war zu klein geworden in den letzten Jahren, und man mußte für seine Erweiterung sorgen, indem man ihn nach der Schützen- und Wallensteinstraße hin erheblich vergrößerte.“ Die „Nordbayerische Zeitung“ ergänzte: „Der Zugang an Land ist bedeutend und den Bedürfnissen dürfte auf 30 und mehr Jahre Rechnung getragen sein.“
Im neuen Teil des Friedhofes erhöhte die Friedhofsverwaltung ab 1929 die Grabgebühren. Sie begründete das mit den zusätzlichen Ausgaben für die Einzäunung, Anpflanzung der Unterhaltung der zusätzlichen Fläche. Auch für den alten Teil wurden die Gebühren neu festgelegt: „1 Familiengrab (Weggrab) 1. Reihe 100 M., 1 Familiengrab (2. Reihe) 75 M., 1 Familiengrab (3. Reihe) 50 M., 1 Einzelgrab (Weggrab) 1. Reihe 50 M., 1 Einzelgrab (2. Reihe) 40 M., 1 Einzelgrab (3. Reihe) 30 M., 1 Freigrab für Erwachsene 15 M. und 1 Kindergrab 8 M. Die Belegzeit für Familien- und Einzelgräber beträgt 30 Jahre, jedoch können dieselben nach Ablauf wieder erneuert werden. Die Belegzeit für Freigräber beträgt 15 Jahre, für Kindergräber 10 Jahre. Freigräber und Kindergräber fallen nach Ablauf der Belegzeit der Friedhofsverwaltung wieder zu, und können dieselben dahier nicht wieder erneuert werden.“
Wegen der Errichtung einer Aussegnungshalle auf dem Friedhof waren sich Kirchenvorstand, Kirchenverwaltung und Stadtrat weitgehend einig. Das Gebäude sollte im Anschluß an das städtische Leichenhaus entstehen und etwa 10.000 Mark kosten. Die Vertreter der Kirche erklärten sich bereit, die Summe durch Darlehen und Schenkungen zu besorgen. Eine Haussammlung in der Bevölkerung war nicht geplant.
Die „Allgemeine Rundschau“ meinte dazu im August 1929: „Wer schon des öfteren in sommerlicher Gluthitze, oder in winterlicher Kälte, bei Schnee, Regen oder Sturm eine Beerdigung mitmachen mußte, wird sich der dringenden Notwendigkeit dieses Baues, der in der einfachsten Weise hergestellt werden soll, nicht verschließen können. Da die Halle ohne Unterschied der Konfession bei allen auf unserem Friedhof vorkommenden Beerdigungen zur Verfügung gestellt wird, geht die Angelegenheit nicht nur unsere evangelische Gemeinde, sondern die breite Allgemeinheit an. An die zahlungsfähigen Bürger unserer Stadt und Außenorte ergeht die herzliche Bitte, diesem wirklich vorliegenden Bedürfnis nach Kräften gemeinsam abzuhelfen, da die evangelische Gesamtgemeinde schon die Kosten für den Friedhof trägt.“
In den dreißiger Jahren gab es immer mehr Interesse für die Feuerbestattung. Ein neu gegründeter Verein organisierte Führungen im Nürnberger Krematorium, wo die Leichen eingeäschert wurden. Die christlichen Kirchen standen dieser Art der Bestattung zunächst ablehnend gegenüber. Später wurde die Feuerbestattung toleriert, die Urnen mit der Asche konnten auf dem Friedhof beigesetzt werden.
„Stiftung eines Harmoniums“, war eine Meldung in der „Nordbayerischen Zeitung“ vom Januar 1933 überschrieben. Eine kirchenfreundliche Familie hatte das Instrument für die Aussegnungshalle zur Verfügung gestellt. Die Zeitung berichtete weiter: „Am vergangenen Sonntag wurde dieses Schmuckstück mit einer kleinen Feier seiner Zweckbestimmung übergeben. Herr Stadtkantor und Lehrer Strobel brachte verschiedene Choräle und eine Sonate von Beethoven mit allen Feinheiten des Instruments zum Vortrag. Die Weiherede hielt Herr Stadtpfarrer Glenk. Am Eingang seiner Rede brachte er den Dank der Gemeinde gegenüber den Spendern zum Ausdruck. Gemeinsame Gesänge und ein Chor des ev. Kirchenchores umrahmten die würdige Feier.“
Eine weitere freudige Mitteilung verkündete die „Nordbayerische Zeitung“ im September 1933: „Unser Friedhof hat einen neuen künstlerisch-wertvollen Schmuck erhalten, in einem die Gräber hoch überragenden Wegkreuz. Es stammt aus der Werkstätte des Kunst- und Kirchenmalers Fr. Wiedl (Nürnberg). Der Corpus ist alte gute Bildhauerarbeit und neu vergoldet, das Kreuz aus Alt-Eiche steht in einem Tropfsteinsockel, der bereits vorhanden war, und ihn überwölbt ein patiniertes Kupferdach. Eine Muschelkalkplatte trägt in schwarzer Schrift die apostolische Mahnung: ‚Sterben wir mit Christus, so werden wir mit ihm leben.“
Nachdem es wiederholt zu Störungen gekommen war, ergänzte die Kirchenverwaltung die Friedhofsordnung im Juni 1934: „Auf wiederholte dringende Beschwerden wird angeordnet, daß bei Beerdigungen auf dem Wege zum Grabe und im weiteren Umkreise um das Grab herum neugierige Zuschauer nimmer geduldet werden können. Der Friedhofswärter ist beauftragt, Leute, die nicht in Trauerkleidung sind, zurückzuweisen. Wer auf das Empfinden der Leidtragenden keine Rücksicht nimmt, verstößt gegen die Volksgemeinschaft und verdient selber auch keine Rücksicht.“
Die Frage der Grabpflege wurde häufig diskutiert. Die Zirndorfer Gärtnerinnung gab deshalb die Namen der Gärtner bekannt, die auf dem Friedhof zugelassen waren: „ Joh. Gg. Kieskalt von Zirndorf; Wendelin Meyer von Zirndorf; Georg Schöner von Zirndorf; Johann Emtner von Zirndorf; Georg Seidel von Dambach; Hermann Pfaff von Altenberg; August Grathwol von Zirndorf. Eigene Gräber können selbstverständlich durch Angehörige nach wie vor gerichtet werden. Ebenso wird das Gießen der Gräber von der neuen Ordnung nicht berührt.“
Im Februar 1936 sah sich das evangelische Pfarramt veranlasst, zur finanziellen Situation Stellung zu nehmen: „Der hiesige Friedhof ist im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde und keineswegs eine rentierliche Sache. Vielmehr muß die Kirchenverwaltung von den Steuergeldern ihrer Mitglieder zum Unterhalt desselben, für den Friedhofswärter, die Aussegnungshalle, für Neuanlage jährlich zuschießen. Zum Ausgleich dafür ist von der Behörde die Auflage gemacht worden, für Nichtpfarrangehörige die doppelte Grabgebühr festzusetzen. Diese Ordnung ist unterm 8. November 1932 staatsaufsichtlich genehmigt worden. Es ist deshalb eine unwahre Unterstellung und ein ungerechter Vorwurf, daß wir damit gegen die Volksgemeinschaft verstoßen. Unter Volksgemeinschaft verstehen wir nicht nur das, daß man Rechte des anderen mitgenießt, sondern auch das, daß man seine Lasten mittragen hilft. Nach Rücksprache und im Einverständnis mit Herrn 1. Bürgermeister Eichner wird erklärt, daß durch die vorsorglichen Maßnahmen der Stadt die Besitzrechte im gegenwärtigen Friedhof in keiner Weise beeinträchtigt werden. Es besteht also kein Anlaß zur Beunruhigung.“

 

Glockenturm
Bildrechte Andrea Greser

Die nationalsozialistischen Ratsherren befassten sich ausführlich mit der Notwendigkeit eines neuen Friedhofsgeländes. In der Zeitung wurde damals berichtet: „Ausschau nach neuem Grund und Boden. In der letzten Beratung mit den Ratsherren hat 1. Bürgermeister Eichner darauf hingewiesen, daß die Stadt allmählich daran denken muß, Mittel zur Neuanlage eines Friedhofes anzusammeln. Die Lage des jetzigen Friedhofes zwischen Nürnberger und Schützenstraße inmitten des Verkehrs und Industriegebietes ist nicht zweckentsprechend und nicht ideal. Der noch vorhandene verfügbare Platz ist sehr begrenzt. Eine Erweiterung des jetzigen Friedhofes ist nicht möglich. - Die Frage der Verlegung bzw. Neuanlage eines neuen Friedhofes wird schon seit einer Reihe von Jahren ventiliert. Von den früheren Verwaltungen wurden dieserwegen umfangreiche Verhandlungen gepflogen. Zuerst wurde an die Anlegung eines Waldfriedhofes auf dem Achterplätzchen gedacht. Die Grund- und Bodenverhältnisse dort ließen das angefangene Projekt nicht weiter reifen. Dann wurde das Gelände auf der sogenannten Ebene, d. i. links der Leichendorfer Straße (in der Nähe des Sportplatzes des 1. Fußballklubs) für den zukünftigen Friedhof ausersehen. Eine geologische Untersuchung der dortigen Bodenverhältnisse verlief wiederum negativ. Neuerdings ist die gegenwärtige Stadtverwaltung daran, ein anderes Gelände dafür zu bestimmen, das nach Gutachten von Fachleuten für einen Friedhof geeignet sein soll. - Selbstverständlich ist nicht damit zu rechnen, daß nun in nächster Zeit ein neuer Friedhof angelegt wird. Die Ankündigung des Bürgermeisters Eichner ist eine vorsorgliche Maßnahme und hat zunächst den Zweck, einen Fonds für den neuen Friedhof zu sammeln und das hierfür notwendige Gelände zu sichern. Der jetzige Friedhof wird vollkommen ausgenützt und es werden noch recht viele Jahre vergehen, bis er als Friedhof aufgelassen werden kann. Die bis zur Anlage eines neuen Gottesackers meist auf 30 Jahre erworbenen Gräber bleiben bis zum Ablauf der Erwerbszeit im Besitz der Erwerber. Der größte Teil der jetzt lebenden Generation wird wohl seine letzte Ruhestätte im gegenwärtigen Friedhof finden.“
Von einer neuen Idee wurde die Zirndorfer Bevölkerung im September 1937 überrascht. Im Protokoll zur Beratung der Ratsherren wurde notiert: „ Abtretung von Gemeindeland. Die protestantische Friedhofsverwaltung beabsichtigt neben der Aussegnungshalle einen Glockenturm zu errichten; sie stellt den Antrag, das hiefür benötigte Gemeindeland käuflich zu überlassen und zugleich auch die Fläche käuflich abzutreten, auf der die Aussegnungshalle steht. Die Ratsherrn sind mit dem Bürgermeister der Meinung, daß eine Abtretung nicht in Frage kommen kann, zumal damit zu rechnen ist, daß der Friedhof nicht allzulange mehr bestehen wird und die Gebäulichkeiten wieder abgebrochen werden. Es soll daher nur in der seitherigen vertraglichen Weise die Benützung des Gemeindelandes und unter der Voraussetzung gestattet werden, daß die Aussegnungshalle und der Glockenturm für die Angehörigen aller Bekenntnisse und Glaubensrichtungen gegen möglichst einheitliche und annehmbare Gebühr zur Verfügung steht. In diesem Sinne sind die Verhandlungen zu pflegen und abzuschließen.“
Der Glockenturm wurde von der Familie Lorenz Schachtel gestiftet. Die Weihe fand im November 1939 durch Stadtpfarrer Glenk statt. Die Friedhofsglocke musste im Zweiten Weltkrieg abgenommen und nach Hamburg transportiert werden. Dort wurde sie zusammen mit anderen Glocken für militärische Zwecke eingeschmolzen.
Die Gräber im Friedhof wurden inzwischen schneller belegt, als erwartet. Deshalb mussten die Zirndorfer Ratsherren mit höherer Dringlichkeit tätig werden. Im Protokollbuch wurde im Dezember 1941 vermerkt: „ Mit der vollständigen Belegung des derzeitigen kirchlichen Friedhofes an der Nürnbergerstraße muß in allernächster Zeit gerechnet werden. Da die Errichtung der Friedhöfe nach den zu erwartenden Bestimmungen Aufgabe der Gemeinden ist, ist es notwendig, sich jetzt schon nach einem geeigneten Friedhofsgelände umzusehen. Das vor einigen Jahren in Aussicht genommene und als geeignet anerkannte Friedhofsgelände in der Flurmarkung ‚Ebene‘ kommt, da es für anderweitige, vordringliche Zwecke in Anspruch genommen wurde, nicht mehr in Frage. An Hand des Stadtplanes erläuterte Bürgermeister Eichner die Möglichkeit zur Anlage eines neuen Friedhofsgeländes. Nach reiflicher Überlegung und nach Einholung von Gutachten des Stadtplanungsamtes Nürnberg und des Stadtgartenamtes Nürnberg ist er zu der Überzeugung gekommen, daß als neues Friedhofsgelände nur das Gelände des Weiherhofer Waldes, links oberhalb der Zimmermann’schen Dunggrube, zur Debatte stehen kann. Dieses Grundstück liegt auch verkehrstechnisch günstig und in nächster Nähe der Wasser- und Lichtleitung. Das Projekt wird zur Zeit bearbeitet, vor allem aber, ob die geologischen Verhältnisse für einen Friedhof geeignet sind. Bei der Auswahl des neuen Friedhofsgeländes mußte auch die neue, in der Flurmarkung Zirndorf sich hinziehende Autobahntrasse beachtet werden.“
Damals war eine Schnellstraße von Nord nach Süd durch den Fürther und Zirndorfer Wald in Richtung Schwabach geplant. Das Projekt blieb lange in der Schwebe und wurde erst viele Jahre später endgültig storniert.
Während des Krieges gab es keine abschließende Entscheidung zur Anlage eines neuen Friedhofes. Die finanziellen Mittel der Stadt Zirndorf wurden für andere Aufgaben benötigt, beispielsweise für den Wohnungsbau. Vor allem Mitglieder der NSDAP und deren Gefolgsleute sollten günstige Konditionen erhalten.
Erst nach dem Krieg stand das Thema Friedhof wieder auf der Tagesordnung. Im Herbst 1945 war die Stadt gezwungen, zur Erweiterung des evangelischen Friedhofes weitere Flächen in Richtung Wallensteinstraße  zur Verfügung zu stellen. Allerdings wurde das Land nicht an die Kirche verkauft. Die Gebühren für die dort angelegten Gräber mussten dafür an die Stadt abgeführt werden.

 

Friedhofshalle
Bildrechte St. Rochus Zirndorf

Ein neuer Friedhof entstand
Die vom Stadtrat eingesetzte Friedhofskommission sollte im November und Dezember 1948 endgültige Vorschläge für ein geeignetes neues Gelände vorlegen. Dazu wurden fachliche Gutachter tätig, auch Sachverständige der Stadt Nürnberg hatte man beauftragt. Bevorzugt wurde das Areal bei Weiherhof, weil es „jederzeit bei Bedarf nach allen Seiten hin erweitert werden kann“, wie bei den Beratungen bekannt wurde. Dort musste man allerdings noch mit Grundstücksbesitzern verhandeln.
Im März 1949 beschloss der Stadtrat die Errichtung eines neuen städtischen Friedhofes. Zunächst sollte der Weg von der Bahnhofstraße (Ende der bisherigen Pflasterstrecke) bis zum Weiherhofer Wald als Straße hergestellt werden. Den Auftrag bekam ein bekanntes und zuverlässiges Nürnberger „Spezialunternehmen mit den erforderlichen Maschinen und den notwendigen Facharbeitern“. Die Hilfsarbeiter stellte das Arbeitsamt Zirndorf aus der Reihe der Erwerbslosen.
Für den Friedhof war eine Gesamtfläche von sechs bis sieben Tagwerk vorgesehen. Allerdings beschloss der Stadtrat, zunächst nur die Hälfte fachgerecht anlegen zu lassen für ca. 1.500 Gräber. Das sollte 20 Jahre ausreichen, nachdem auch noch der alte Friedhof an der Nürnberger Straße benutzt werden konnte.
Die Mittel für den Teilausbau des Friedhofes (Wege, Planierung, Anpflanzung, Einzäunung, Wasserleitung und anderes) in Höhe von 38.700 DM standen im städtischen Haushalt zur Verfügung. Gebäude waren dabei noch nicht berücksichtigt. Die Grundstücksverhandlungen mit zwei Grundstücksbesitzern konnten zügig abgeschlossen werden.
Auf dem evangelischen Friedhof gingen die Aktivitäten wie bisher vonstatten. Auch die katholische Kirche konnte Veranstaltungen durchführen. Die „Fürther Nachrichten“ berichteten im November 1949: „Allerseelen-Feier am Friedhof. Vor 20 Jahren, in den ersten Novembertagen, wurde der Zirndorfer Friedhof mit Genehmigung der Protestantischen Kirchenverwaltung als Eigentümer zum erstenmal von der Katholischen Gemeinde zur Allerseelen-Feier besucht. Auch heute fand die schon üblich gewordene Gedächtnisfeier in der Einsegnungshalle mit eindrucksvollen Vorträgen des Kirchenchores und einer Ansprache vom Geistlichen Rat Dörfler statt. An vier Grabstätten schlossen sich dann noch weitere, dem Andenken der Verstorbenen geweihte Trauerakte an. Die Gedanken der Einheimischen und Zugezogenen weilten auch bei fernen Gräbern. Die herbstliche Sonne neigte sich bereits zum Untergang, als die Trauernden heimkehrten.“ Die katholische Gemeinde war inzwischen durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene wesentlich größer geworden.
Bei der Stadtverwaltung Zirndorf ging man davon aus, dass der Friedhof im Eigentum der evangelischen Kirche „bis Ende 1952 ausgefüllt sein“ würde. Bis dahin sollte im neuen Friedhof eine Bestattungshalle gebaut werden.
Im Herbst 1950 gab es eine freudige Überraschung. Als Ersatz für die im Krieg abgelieferte und in Hamburg eingeschmolzene Friedhofsglocke konnte von der Gemeinde Simmershofen bei Uffenheim eine 280 kg schwere Glocke aus Bronze erworben werden, wie die Presse berichtete. Sie wurde Anfang September in Betrieb genommen und eingeweiht. Dabei konnte auch ein neues Kruzifix des Bildhauers Max Renner aus Schwabach geweiht werden.
Die Arbeiten auf dem neuen städtischen Friedhof zogen sich hin, inzwischen wurden die Grabstellen auf dem evangelischen Friedhof knapp. Im Oktober 1952 waren nur noch 20 Familien- und 16 Einzelgräber frei. Der Stadtrat plante, die Gebäude bis zum Jahre 1954 errichten zu lassen. Vorher sollten die gärtnerischen Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Ausschreibungen und die Vergabe der Arbeiten kosteten mehr Zeit. Anfang 1954 beschloss man, die Bauarbeiten zu beschleunigen. Auf dem evangelischen Friedhof waren nur noch zwei Gräber frei. Soweit dort eine Bestattung in bereits vorhandenen Grabstellen nicht möglich war, musste der Leichnam in der Aussegnungshalle an der Nürnberger Straße aufgebahrt werden, um ihn anschließend zum neuen Friedhof bei Weiherhof zu transportieren. Dort fand die Trauerfreier am offenen Grab statt.
Erst im Dezember 1954, als die Aussegnungs- und Leichenhalle sowie das Leichenwärterhäuschen mit Nebengebäuden fertig waren, konnte der neue städtische „Waldfriedhof“ mit Stadtpfarrer Dr. Eppelein und dem Geistlichen Rat Dörfler eingeweiht werden. Die Zirndorfer/innen nannten den evangelischen Friedhof nun den „alten“ Friedhof. Manche hatten sich dort rechtzeitig ein Grab gesichert, weil sie lieber in der Stadt begraben sein wollten. Von einer Auflösung war in der Zwischenzeit keine Rede mehr.   

Klaus Übler
Geschichtswerkstatt Zirndorf e.
V.

.: Sitemap :.