Urkunde von 1742

In der Urkunde vom 14. August 1742 stellt Prodekan und Pastor Heinrich Sigmund Faber ausführlich dar, welche Reparaturen am Turm der Kirche St. Rochus durchgeführt werden mussten, nachdem fast genau ein Jahr zuvor - am 15. August 1741 - der Blitzschlag in den Turm erheblichen Schaden angerichtet hatte.
Aus der Beschreibung der Reparaturarbeiten wird aber auch ersichtlich, dass der Turm damals noch eine wesentlich andere Form besaß, als die uns heute bekannte und vertraute. So berichtet Prodekan Faber von vier kleinen Türmlein, die auch Scharwachtürmlein genannt werden. Dachdecker Jakob Phillip Hofmann, der die umfangreichen und nicht ungefährlichen Arbeiten ausführte, reparierte sowohl den großen Turmknopf als auch die vier kleinen Knöpfe, die ebenso wie der Hauptknopf Fähnlein trugen.
Die frühere Gestalt des Kirchturms von St. Rochus deutet noch ganz klar auf seine Funktion als wichtiger Teil einer Wehrkirche hin. Die vier Türmchen bildeten nach allen Himmelsrichtungen hin wichtige Beobachtungsstationen in kriegerischen Zeiten. Daß sie im Ernstfall auch als Schießscharten Verwendung fanden, ist sehr wahrscheinlich. Offensichtlich aber hatten die Scharwachtürmchen trotz starker Beschädi¬gungen auch den Dreißigjährigen Krieg überstanden. Es ist anzunehmen, daß die ursprüngliche Gestalt des Zirndorfer Kirchturms aus dem Jahre 1412 stammt. Zur Zeit der zweiten Turmreparatur wirkte Heinrich Sigmund Faber als Prodekan und erster Pfarrer in Zirndorf. Seine Amtszeit umfasst den Zeitraum von 1730 bis 1756. Er stellt in der Reihe der fünf Zirndorfer Prodekane die bedeutendste Persönlichkeit dar. So schuf er u.a. auch 1738 die zweite bedeutende Zirndorfer Pfarrbeschreibung. In seine Amtszeit fallen zwei Züge von Glaubensflüchtlingen, die im Jahr 1732 in Zirndorf empfangen wurden. Es handelte sich um evangelische Christen, die wegen ihres Bekenntnisses vom Salzburger Fürstbischof Firmian des Landes ver-wiesen wurden. Im Juni 1732 wurden zwei solcher Exulantenzüge von Prodekan Faber und der ganzen Zirndorfer Gemeinde herzlich empfangen und bei der Bevölkerung herzlich aufgenommen, ehe sie nach Preußen weiterzogen.
1737 - also vor 250 Jahren - entstand auf dem Kirchplatz das Kantoratshaus, und 1748 wurde das Mesnerhaus errichtet.
Das Fürstentum Ansbach wurde in jener Zeit (1729 -1757) von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich regiert, der auch unter dem späteren Namen "Wilder Markgraf" bekannt war. Römisch-deutscher Kaiser war Karl VII. (1742 - 1745). In Preußen regierte Friedrich II. (1740 - 1786) und in Österreich Maria Theresia (1740 - 1780).

 

Urkunde von 1742
Bildrechte Roland Hohe

Nachdem ANNO 1741. den 15. AUGUST' durch Gottes Verhängniß das Wetter in den hiesigen Kirchen-Thurn eingeschlagen, und sol¬cher auf allen - sonderlich der Westlichen - Seiten zerrißen - mithin in einen höchst-bußwürdigen zustandt versetzet worden ist, daß man von Gottes-Hauß-wegen auf eine dauerhaffte Reparation desselbigen bedacht seyn muste: So wurde, nach vorhero deßwegen ein¬gehohlten Hochfürstlich gnädigster Ratification, diese Reparations Arbeit dem Thurn-Decker zu Lehrberg Jacob Philipp Hofmann der¬gestalt verdungen, daß Er erstlich den ganzen Thurn völlig abdecken, dann deßen Latten-Werck wieder behörig zurichten, und hierauf ihn, von unten biß oben hinaus auf allen Seiten, nebst seinen 4. kleinen Thürnlein, mit Dach-Ziegeln, einen jeden mit Kalch gelegt, decken - auch endlich, so wohl den größern Thurn-Knopf und Fahne - als auch die 4. kleine Knöpffe und Fähnlein repariren mithin den ganzen Kirch-Thurn zu einer standthafften Dauer, unter Göttlicher Hülffe darstellen solle. Solches hat denn auch besagter ThurnDecker Hofmann durch seine Fleißige, unermüdete und gute Arbeit nicht nur schon im Herbst des obbemeldten 1741. Jahrs, sondern auch hernach in diesem 1742. Jahr, vom Frühling an, bis hieher, rühmlich geleistet, daß am 14. Augusti dieses laufenden Jahrs der große Knopf von ihme wieder aufgesetzet und also diese Arbeit, unter Gottes Beystandt glückl. beschloßen worden. Dieses ist nun geschehen der glorwürdigsten Regierung Ihro Majestaet des Römischen Kayser Carls des VII. im Ersten Jahr: Der Preißwür¬digsten Regierung Pro HochFürstl: Durchl. unseres gnädigsten Landes Fürsten und Herrn, Herrn Carl Wilhelm Friederich im 13ten Jahr. Da der ReichsFrey Hochwohlgeborne Herr, Herr Ludwig Georg Christoph von Schlammersdorf, Ober-Amtmann, Herr Johann Ge¬org Herbst, Cammer-Rath und Cast ner, und Herr Johann Gottfried Rötter Amts Richter zu Cadolzburg. Ich aber Heinrich Sigmund Faber ProDecanus und Pastor allhier: Dann Herr Johann Ulrich Caßimir Eberhardt Diaconus, auch Georg Klemm und Johann Georg Daußes Heiling Pfleger waren. Gott sey gelobet! daß Er diese gefährliche Thurn Arbeit, ohne alles Unglück hat geseegnet vollenden laßen, auch sonsten unser Land und Ort, bey dermahln gefährlichen Zeiten annoch Gnädiglich in Friede und Ruhe erhalten. Seine Vätterliche Gnade und Obhut walte ferner über unseren Durchlauchtigsten und Gnädigsten Landes Fürsten Und Herrn, über unser ganzes Land und über unsere gesammte liebe Zirndorfische Gemeine, und über dieses unser werthes Gottes-Hauß. ja! er sey und bleibe unser aller Schutz und Gnädiger Gott! Amen. So wünschet von Grund des Hertzens: So hoffet im Vesten Vertrauen. Zirndorf den 14. Aug. 1742. Heinrich Sigmund Faber Pro Decanus und Pastor in 12ten Jahr seines hiesigen Amts.

.: Sitemap :.