Urkunde von 1709

Die Urkunde vom 6. September 1709 ist das älteste Dokument, das sich bei der Öffnung des Turmknopfes am 2 Juni 1987 in unversehrtem Zustand in der Kupferhülse befand.
Es stammt aus einer Zeit, die für die Entwicklung des Zirndorfer Gotteshauses von großer Bedeutung ist. Nach den großen Schäden, die im Dreißigjährigen Krieg an der Kirche entstanden und die 1684 in einem Schreiben an das Oberamt Cadolzburg beschrieben wurden, konnten nach Jahrzehnten großer Not endlich die dringend erforderlichen Reparaturen am Turm und am Langhaus durchgeführt werden.
Diese Instandsetzungsarbeiten an der Kirche St. Rochus bildeten jedoch nur den Auftakt für eine umfassende Neugestaltung im Inneren des Gotteshauses. Von 1710 bis 1726 erfolgte nämlich eine weitgehende Umgestaltung. Sie umfasste den gesamten Innenraum mit Altar, Orgel, Kanzel, Markgrafenloge, Kirchengestühl sowie die Ausgestaltung der Emporenfelder mit 44 vorzüglichen Gemälden aus der biblischen Geschichte. Alle Teile der Inneneinrichtung gehören zur Stilepoche des Barock.
Zur Zeit der ersten großen Turm- und Langhausreparatur von 1709 war Johann Adam Baumann erster Pfarrer in Zirndorf. Er wirkte hier. von 1708 bis 1720. Pfarrer Baumann zog 1710 in das neuerbaute barocke erste Pfarrhaus ein, das in diesem Jahr fertiggestellt wurde. Sein Vorgänger, Pfarrer Leonhard Fischer (1686 - 1708) wohnte während seiner Amtszeit einige Jahre in der Sakristei, weil das alte Pfarrhaus unbewohnbar geworden war. Pfarrer Fischer gilt als Gründer von Weiherhof_ Hier erbaute er sich 1709 den "Hof am Weiher."
Heiligenpfleger (Kirchenpfleger) waren zu jener Zeit Johann Haas, Wirt zum gelben Löwen, und Gottfried Bernd, brandenburgischer Hauptmann und Schreiner in Zirndorf.
Zirndorf hatte im Jahre 1709 etwa 1000 Einwohner mit 350 Haushaltungen, darunter 44 jüdische. Gezählt wurden 47 markgräflich-ansbachische und 41 Nürnbergische Untertanen. Die Gemeindeherrschaft übten das markgräfliche Castenamt in Cadolzburg und Nürnberg gemeinsam aus.
Das Fürstentum Ansbach wurde regiert von Markgraf Wilhelm Friedrich (1703-1723). Seine Gemahlin war Christiane Charlotte von Württemberg (1694- 1729). Oberamtmann von Cadolzburg (heute etwa dem Landrat entsprechend) war Johann Friedrich von Eyb. Als römisch-deutscher Kaiser regierte Joseph I. (1705 - 1711).

 

Urkunde von 1709
Bildrechte Roland Hohe

ANNO 1709. in Monathen AUGUST! und SEPTEMBRIS und in 5ten Jahr der Regierung deß glorwürdigsten Keyßers Josephi I. und fiten Jahrs der Höchst Löbl: Regierung deß Durchleuchtigsten Fürsten und Herren, Herren Wilhelm Friederichs Marggraffen zu Brandenb. unßeres gädigsten Landes-Fürsten und Herrn, eben zu der Zeith, da Sich Ihro HochFürstl. Durchlaucht zu ungemeiner Freude deß gantzen Landes mit Der hinderlaßenen, Der Durchleuchtigsten Princeßin Tochter deß Durchleuchtigsten und höchstseel. Verstorbenen Herrn Herrn Administratoris in Württenberg zu Stuttgardt vermählet hatte. Da inngleichen Herrn Johann Friedrich von Eybs Gnaden Ober-Arnbtrnann, Herr Jacob Simon Georgy Castner u. Herr Johann Christoph Greiner Vogt deß hochlöbl. Ober-Ambts zu Cadolzburg geweßen; Wie auch unter den hießigen Pastorat mein Johann Adam Baummanns, u. deß heil: Pfleg-Ambts Johann Haaßens Wirths zum gelben Löwen und Gottfried Bernds Brandenb. haubtmanns u. Schreiners alhier. Wurde hießiger thurm sambt den Langhauß von Johann Michael Braunwald, Thurndecker zu Onolzbach überstiegen, repariret, und der Knopf den 6. Septembris Anni curr: hinwiederumb auff-gesetzet. Wir haben Gott zu dancken, daß zu dieser Zeith unser Landt von ansteckenden Kranckheiten befreyet; auch Fleisch, Brod u. Bier umb leidlichen Preiße zu haben. Der liebe Gott walte noch ferner mit seiner Gnade über uns allen, und behüte hiesige Pfarr, insonderheitl. unser liebes Gottes Hauß, sambt dem gantzen löbl. Landte u. Fürsten-Thumb, für allen Schaden Feuer Schwerdt u. Bluth-Vergiessen: Dann auch Pestilentz und theuerer Zeit, damit Wir unter Gottes und unßeres Gnädigsten Landes Fürsten u. Herrn Schutz u. Schirm noch führohin ein geruhig stilles leben führen mögen in aller Gottseeligkeith und Ehrbarkeith, Amen. Actum Zirndorff den 6. Septembris Anno Christi 1709. Johann Adam Baumann
Pastor in Zirndorf. mpr

 

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