Urkunde von 1867

Als einziges Dokument aus dem 19. Jahrhundert bildet die Urkunde vom 4 J uni 1867 eine wertvolle geschichtliche Grundlage zum Verständnis der örtlichen und überörtlichen Situation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Reparatur am Kirchturm beschränkte sich diesmal auf Verschönerungsarbeiten. So wurde Ende Mai 1867 die Helmstange am Kirchturm unten "aufgeschifft". Der Turmknopf erhielt einen weißen Anstrich, während die Fahne in den bayerischen Landesfarben weiß und blau angestrichen wurde. Schließlich bekam der Stern eine neue Vergoldung.
Im Jahr 1866 hatte der Kirchturm bereits eine neue Uhr mit neuen Zifferblättern erhalten.
Zur Zeit dieser Turmreparatur stand an der Spitze des Evang.-Luth. Pfarramtes Zirndorf Dekan und erster Pfarrer Johann Georg Wilhelm Oppenrieder (1840 -1869). Er war der vierte in der Reihe der sechs Zirndorfer Dekane; denn Zirndorf war von 1801 bis 1885 Sitz des Dekanates, das vorher jahrhundertelang in Langenzenn war.
Neben Dekan Oppenrieder wirkten in Zirndorf zu jener Zeit als 2. Pfarrer Johann Wolfgang Schornbaum und die Vikare Kaspar Eisen und Georg Beck. Pfarrer Schornbaum schuf im Jahre 1864 eine neue Pfarrbeschreibung, die viele wertvolle kirchengeschichtliche und allgemeingeschichtliche Einzelheiten zur Zirndorfer Entwicklung enthält.
Im Schulbereich wirkten damals als Kantor, Organist und erster Lehrer Johann Friedrich Schurig, als Mesner und Elementarlehrer Johann Leonhard Rohn. Mitglieder des seit 1850 eingeführten Kirchenvorst: des waren Jakob Hufnagel aus Leichendorf, Christ Zech und Michael Kleinlein aus Oberweihersbuch, Wolfgang Müller, Adam Preßlein, Johann Bauer, Martin Bub und Nikolaus Klampfer aus Zirndorf sowie Micha¬el Höfler aus Oberbuch, Conrad Drechsler aus Unter¬asbach, Georg Bammes aus Bronnamberg und Georg Christ aus Leichendorf. Als Mitglieder der Kirchen¬verwaltung fungierten Christoph Bauer und Michael Leidel aus Zirndorf sowie Friedrich Bauer aus Altenberg.
Gemeindevorsteher von Zirndorf war von 1857 bis 1869 Georg Leonhard Däumler, Seilermeister und Spezereihändler. Sein Nachfolger Johann Kaspar Hoff mann (1870 - 1887) trug als erster die Amtsbezeichnung "Bürgermeister".
Seit 1806 gehörte Zirndorf zum Königreich Bayern.
Zur Zeit der Urkunde von 1867 regierte König Ludwig seit dem 10. März 1864 als Nachfolger seines Vaters Maximilian II

Urkunde von 1867
Bildrechte Roland Hohe

Anno 1867 gegen Ende des Monats Mai wurde die Helmstange am Kirchthurm unten aufgeschifft, der Knopf weiß, die Fahne blau und weiß angestrichen und der Stern neu vergoldet. Die Arbeit führte ohne irgend einen Unfall Peter Stapf von Theinheim bei Elt¬mann um den Preis von 120 Gulden aus; die Vergoldung vollzog Pauschinger von Nürnberg um 36 fl. Solches geschah im 4. Regie¬rungsjahr Sr. Majestät Königs Ludwigs II. von Bayern, welcher in Folge Ablebens seines unvergeßlichen Vaters, König Max II. am 10. März 1864 im Alter von 19 Jahren den Thron bestieg. - Vorstand des kgl. Bezirksamts Fürth ist gegenwärtig v. Rücker, des kgl. Land- Gerichts Fischer. - Dekan des Kapitels Zirndorf wie I. Pfarrer dahier und früher auch Distriktsschulinspektor ist: Johann, Ge¬org, Wilhelm Oppenrieder, geboren am 5. Januar 1783 zu Wörnitzostheim, allhier seit 1840, Jubilar und Inhaber der Ehrenmedaille des Ludwigsordens. - II. Pfarrer: Johann Wolfgang Schornbaum, geboren 1833 zu Erlangen, seit 1863 dahier. Vicar des I. Pfarrers: Kaspar Eisen, geboren 1842 zu Nürnberg, Vikar des II. Pfarrers: Georg Beck, geboren 1836 zu Nürnberg. - Cantor, Organist und 1. Lehrer: Johann Friedrich Scharig; Meßner und Elementarlehrer: Joh. Leonhard Rohn, Schulgehülfen: Hämmel und Hirschmann; Meßnergehilfe: Wolfgang Amesel. - Mitglieder des Kirchenvorstandes: Jakob Hufnagel von Leichendorf, Christoph Zech, Michael Kleinlein von Ober¬weihersbuch, Wolfgang Müller, Adam Preßlein, Johann Bauer, Martin Bub; Michael Höfler von Oberbuch, Conrad Drechsler von Unter¬asbach, Nikolaus Klampfer; Georg Bammes von Bronnamberg, Georg Christ von Leichendorf. - Mitglieder der Kirchenverwaltung: Chri¬stoph Bauer, Michael Leidel, Friedrich Bauer von Altenberg. - Mitglieder der Gemeindeverwaltung: Vorsteher Leonhard Däumler; Pfleger: Christoph Bauer, Gemeindestiftungspfleger: Johann Wagner, Schulpfleger: Nikolaus WEning, Armenpfleger: Johann Deinzer, Adam Preßlein, Christoph Zech, Conrad Seidel. Im Jahre 1866 hat unser Kirchthurm eine Zierde erhalten durch Aufstellung einer neuen Uhr mit gleichfalls neuen Zifferblättern, welche Hollweg aus Nürnberg um c. 600 fl. verfertigte - 1865 unser ganzes Dorf durch die Eröffnung einer neuen Wasserleitung mit 6 laufenden Brunnen. - Gegenwärtig haben wir an den Nachwehen des anno 1866 um den Besitz Schleswig=Holsteins zwischen ostreich und Preußen entbrannten Krieges vielfach zu leiden, indem Handel und Gewerbe fast darnieder liegen und die Preise der Lebensmittel eine ziemliche Höhe erreicht haben. (Korn: bayr. Schaff 18 fl., Waizen 24 fl., Kartoffel: bayr. Metz 1 fl., Rindfleisch ein Pfund 17 Kreu- zer.) Der Allmächtige Gott walte auch ferner mit Seiner Gnade über uns allen und behüte hiesige Pfarrgemeinde, insonderheit unser liebes Gotteshaus vor allem Schaden und Unglück. Er verleihe Frieden immerdar und sei Segen, Schutz und Schirm uns und unseren Nachkommen.
Zirndorf,am 4. Juni 1867 Johann Georg Wilhelm Oppenrieder, K. 1. Pfarrer    Joh. Wolfgang Schornbaum, 11. Pfr. u. Decan,
Georg Beck, Vikar.    Caspar Eisen, Vikar.

 

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