Urkunde von 1788

Wiederum vergingen nur 22 Jahre seit der letzten Turmreparatur. Doch diesmal liegen zwischen Turm¬schaden und Instandsetzung mehr als fünf Jahre. Eindringlich berichtet denn auch der letzte Zirndorfer Prodekan Johann Jakob Schätzler (1775 - 1795) über die Folgen des schweren Blitzschlages, der am 15. Juni 1783 den Turm traf und ihn so beschädigte, daß der Turmknopf und die vier Ecktürmchen zerstört wurden. So trug der Turm fünf Jahre lang nur ein einfaches niedriges Dach, das unmittelbar auf dem Mauerwerk saß.
Erst im Jahre 1788, also vor beinahe 200 Jahren, erhielt der Zirndorfer Kirchturm wieder ein ihm gemäßes Aussehen. Allerdings ordnete die zuständige Bau¬behörde des Markgraf en in Ansbach an, daß anstatt der vier Ecktürmchen nun eine Laterne mit einer kupfernen Kuppel und einem versilberten Knopf mit Fahne und vergoldetem Stern den Turm zieren sollte. Au¬ßerdem erhielt der Turm einen Blitzableiter.
Es muß ein feierliches Erlebnis für alle Zirndorfer gewesen sein, als am 4. November 1788 nach fünfmonatiger Bauzeit der große Knopf mit Fahne und Stern auf die Laterne gesetzt wurde. Allerdings mußte man sich erst an die neue Form des Turms gewöhnen; denn vielen Gemeindegliedern war ja von Jugend auf die Turmgestalt mit den vier Ecktürmchen vertraut gewesen. Wieder wurden die vorgefundenen Urkunden aus den Jahren 1709, 1742 und 1766 zusammen mit einem neuen Schriftstück der Kupferkapsel anvertraut und in den Turmknopf eingebracht.
Auch die Urkunde von 1788 fällt in eine bewegte Zeit; denn wenige Monate nach der Fertigstellung des Zirndorfer Kirchturms bricht am 14. Juli 1789 in Paris die sogenannte Französische Revolution aus. Sie verän¬derte in wenigen Jahrzehnten die europäische und besonders die deutsche Landkarte ganz wesentlich. Noch regierte in Ansbach Markgraf Alexander, aber schon im Dezember 1791 dankte er zugunsten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. ab, und damit wurde das Fürstentum Ansbach preußisch. Noch re-gierte Kaiser Joseph II. als römisch-deutsche Maje-stät, aber schon 18 Jahre später legte Franz II. die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder.
In Zirndorf wirkte neben Prodekan Schätzler noch Diakon Johann Georg Biberbach. Als Heiligenpfleger fungierten Johann Georg Wagner und Johann Lämmermann und als Schulmeister Johann Georg Meiner. Mesner war Johann Georg Kräutlein,

 

Urkunde von 1788
Bildrechte Roland Hohe

ANNO 1783. Sonntags als am Fest der Heiligen Dreyfaltigkeit, den 15.ten Junij Abends um 8. Uhr, ist bey einem schweren Ungewit¬ter, ein von Gott ver hängter Zerschmetternder Strahl oben am Stiefel in unsern Kirchthurn gefahren, hat am Dach - und Ziegel Werck große Verwüstung angerichtet einige Gradsparren zersplittert oben am Gesims des Gemäuers am Eck gegen das Hochfürstliche Bräu Hauß in die Mauer eingedrungen, solche voneinander getrieben, ist hinter der ZeigerTafel heraus - und an der Zeiger Stangen wiederum hinein in die Uhr und von den•Perpendical in die Mauer des innentheils des Thurns gefahren, und hat an dem Gemäuer vie¬le Steine zerschlagen, so aber Gott Lob nicht angezündet. Durch sothanen Schaudervollen und äußerst betrübten Vorfall ist besagter unser Thurn auf das äußerste beschädiget und nach genommenen Augenschein vom Wohllöblichen Kasten Amt Cadolzburg, von Hoch-Fürstlich Hochpreißlicher Regierung Sen: I. vor gut befunden worden, die noch darauf befindlichen Ziegel, benebst den Hanen, Eiser¬nen Helm Stangen, Kupfernen Knopf und Stiefel, durch den Herrschaftlichen ThurnDecker Christian Braunwald von Hennenbach herun¬ter zu nehmen - das HolzWerck oder Dach Stuhl benebst denen Vier kleinen Eck Thürnlein durch den Hof Zimmermann Georg Frie¬derich Koch von Anspach abtragen - und ad interim ein ganz geringes und Niedriges Dach auf das Gemäuer sezen laßen.
Im Jahr 1788. wurde von HochFürstlich Gnädigst Hoher Herrschafft Gnädigst befohlen, das beschädigte Gemäuer des Thurns auf das Dauerhaffteste wiederum auszubeßern und herzustellen, dann mit einen Achteckigten Dach mit schwarz Glaßürten Ziegeln einer La¬terne, Kupfernen Kuppel, schwarz und weis gewundenen Stiefel, versilberten Knopf, Fahnen, vergoldeten Stern, zieren, und mit einen Wetter Ableiter versehen laßen. Das Gemäuer wurde ganz von unten biß oben hinauf gerüstet, und von dem allhiesigen Maurer Mei¬ster Johann Georg Wagner die ausgeflößten Fugen mit Steinen wieder ausgezwickt und verbuzt, das Luckigte an denen Gurten hin¬weggespizt und ein Stirn Gesims angehauen, das beschädigte Eck abgetragen und wiederum neu aufgeführet, die schadhafften Steiner¬nen Gitter aus denen Hall - Löchern heraus genommen und das äußere Gemäuer mit einer Stein Farbe überzogen. Die Zeiger Tafeln so von starcken eisernen Blech, sind über die Hall - Löcher angemacht worden, welche vorhero neben denen Hall - Löchern gewesen sind. Das Holz zu dem Dach Werck wurde von dem Zimmermeister Johann Hermann Dünnemann von Kloster HeilsBronn nicht nur all-dorten erkaufft - sondern auch daselbst en beschlagen und abgebunden, herunter gefahren und aufgerichtet. Die obere Kuppel nebst denen Acht Latern Säulen, Wetter Boden und Zwey Gurt, wurden mit Kupfer beschlagen und nebst der Fahnen mit den Bilance Bü¬gel, dann denen Vier eisernen Zeiger Tafeln, von dem Kupfer Schmid Meister Johann Georg Neuschüz von Langenzenn verferttiget. Das untere DachWerck wurde von dem Herrshaftlichen Thurn Decker Jacob Nikolaus Mackenroth von Anspach mit schwarz Glaßürten Dach und weisen Hohl Ziegeln bedeckt, und der vergoldete Stern von Herrn Hof Medailleur Reich in Fürth verferttiget. Alle diese vorbeschriebene Arbeit wurde den 9.ten Junij besagten Jahrs angefangen und in so weit geendiget, daß der große Knopf den 4.ten November nebst der Fahnen und Stern aufgesezet worden, deme gegenwärttige Schrifft, nebst Drey ältern Inscriptionen in einer Kup¬fernen Capsul eingeschloßen wurde. Dieses ist geschehen unter der Glorwürdigsten Regierung Seiner Römisch Kayserlichen Majestaet Josephi des Zweyten. Unter der Preißwürdigen Regierung Seiner HochFürstlichen Durchlaucht unseres Herrn Marggrafen Christian Friederich Carl Alexander. im Ein und Dreyßigsten Jahr. Da Ihro HochFreyherrlichen Excellenz, Herr Friederich Carl Freyherr von Falckenhaußen Ober Amtmann, der Wohlgebohrne Herr Johann Georg Roegner Hof Kammer Rath und Kastner, der Wohlgebohrne Herr Johann Friederich Jung Kammer Rath und Richter in Cadolzburg, dahier in Zürndorf Ich Johann Jacob Schäzier, Pro Decanus und Pfarrer, Herr Johann Georg Biberbach Diaconus, Johann Georg Meiner Schulmeister, Johann Georg Kräutlein Meßner, Johann Georg Wagner, und Johann Lämmermann Heiligen Pfleger waren. Der Name des Herrn sey gepriesen der diese gefährliche Arbeit ohne Schaden und Unglück hat vollenden laßen. Er wallte noch ferner mit seiner Gnade und Allmächtigen Schutz über unserer Durchlauch¬tigsten Gnädigsten Landes Herrschafft mit alle Dero Herren Räthen, Amt Leute und Dienern. Er wache mit seinem Gnädigen Vatter Auge absonderlich über der dißortig - und eingepfarrten lieben Pfarr Gemeine und unser werthes Gottes Hauß, Er verleyhe immerdar Friede zu unseren Zeiten, und daß seine Gnade stets bey uns bleibe so lange wir leben. Amen. Zürndorf den 4.ten November Anno 1788.
Johann Jacob Schäzier im 13.n Jahr seines dahier führenden Amtes.

 

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